„Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“ Joh 6,56
 
 
 
Dankbar für alle Liebe und Sorge
nehmen wir Abschied von unsere Mitschwester
 
 

SR Regina

 

 

Schwester M. Regina

vom kostbaren Blut

geb. Giesela van Gemmern
die heimgerufen wurde ins ewige Leben.

*08.01.1929 in Essen Borbeck

+10.09.2020 in Salzkotten

 

 

 

Zum Heimgang von Schw. M. Regina van Gemmern

Schw. M. Regina wählte bei der Einkleidung den Titel: vom kostbaren Blut. Den wird sie, wie wir alle, ganz bewusst gewählt haben, er hat ihr etwas bedeutet und so schrieben wir über ihren Totenbrief einen Vers aus dem Johannesevangelium:

„Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.“ Joh 6,56

Diese Zusage Jesu „…der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.“ hat Schw. M. Regina im Leben getragen und auch in ihrem Sterben in der Mittagszeit am 10. September. Durch einen Sturz wurde Schw. M. Regina vor einigen Wochen bettlägerig. Und nun war sie wirklich bereit, können wir sagen. Sie hat ihr Leben an ihren Schöpfer zurückgegeben.

Ihr Leben, das in Essen-Borbeck begann.

Am 8. Januar 1929 wurde sie als Gisela Ida van Gemmern geboren. Sie wuchs mit drei Brüdern und einer Schwester im elterlichen Haus auf. Nach dem Besuch der kath. Volks-schule in Borbeck von 1935 - 1939 wechselte sie zur Mittelschule Borbeck, bis zu Beginn des Jahres 1942 die Evakuierung begann. Nun möchte ich kurz einen Ausschnitt aus ihrem Lebenslauf zitieren:

„…Von 1942 bis 1944 war ich Schülerin der städtischen Aufbauschule in Bocholt. Im Herbst 1944 wurde die Schule in Bocholt wegen der stärker werdenden Fliegergefahr geschlossen. Wir Schülerinnen hatten den Kriegseinsatz in einer Weberei zu leisten. Aber schon nach 3 Wochen konnte ich meine Arbeitsstätte nicht mehr erreichen, da die Tiefflieger-gefahr zunahm. Von Oktober 1944 bis Februar 1945 arbeitete ich gemeinsam mit anderen Schülerinnen im Motorenbau der Isselburger Hütte…“ Wie so viele hier, haben auch Schw. M. Regina diese Kriegserfahrungen aus der Kindheit geprägt. 1947 erhielt sie das Zeugnis der Mittleren Reife, und 1951 machte sie das Abitur in der Klosterschule Beatae Mariae Virginis in Essen. So konnte sie sich ihren klaren Wunsch erfüllen, Lehrerin zu werden. Ihr Studium für das Lehramt an Volksschulen schloss sie am 5. November 1956 ab. Während des Studiums wurde sie eingesetzt in folgenden Schulen: kath. Schule Bocholt, kath. Dürerschule Borbeck, kath. Volksschule Schönebeck. Wie Schw. M. Regina in ihrem Lebenslauf schreibt, fühlte sie sich schon seit einigen Jahren zum Ordensleben berufen, wartete aber bis zum Abschluss ihres Studiums. Sie ließ sich von 1958 – 1960 vom öffentlichen Schuldienst beurlauben und trat am 6. Mai 1958 in unsere Gemeinschaft ein. Sie wurde am 19. November 1958 eingekleidet und erhielt den Namen Schwester M. Regina mit dem Titel: vom kostbaren Blut, wie ich anfangs schon erwähnt habe. Ihre zeitliche Profess legte sie 1960, 1961 und 1962 und ihre ewige Profess am 19. November 1965 ab. Schon nach der zeitlichen Profess 1960 nahm sie den Schuldienst wieder auf, und zwar an der Sonderschule für Körperbehinderte im Josefsheim Bigge. 1963 legte sie in Dortmund eine weitere Prüfung für das Lehramt an Sonderschulen ab. 1974 wechselte sie in das St. Laurentiusheim Warburg, das Heilpädagogische Zentrum für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung, und wurde dort Oberin. Aufgrund des damit verbundenen großen Aufgabenumfangs bat sie im gleichen Jahr um Beurlaubung vom Schuldienst. 1981 wurde sie in Lipperode als Oberin eingesetzt. 1982 absolvierte sie die Weiterbildung für Heimleiterinnen in Einrichtungen der Altenhilfe im Meinwerk-Institut in Paderborn.

Schw. M. Regina diente der Provinz von 1970 – 1985 als Provinzratsschwester bis sie in den Generalrat gewählt wurde. Nach dieser 6-jährigen Amtszeit von 1985 bis 1991 wurde sie Oberin im Priesterseminar in Essen. 1993 ging sie als Aushilfe in unser Ferienhaus nach Heppenschwand und übernahm ½ Jahr später für 6 Jahre das Amt der Oberin. Im Jahr 2000, mit einer Unterbrechung für einen kurzen Einsatz als Aushilfe in Visbek, übernahm sie gemeinsam mit Schw. M. Ambrosia freudig die Aufgaben im Archiv im Mutterhaus. Schw. M. Regina war schon immer sehr interessiert an der Geschichte der Kongregation und sammelte viele Erfahrungen in ihrer Zeit in Rom. Das kam ihr in diesem Dienst zugute. Eine besondere Aufgabe war es, einen großen Teil der in Englisch verfassten Kongregationsgeschichte ins Deutsche zu übersetzen. Eine hervorragende Leistung, wofür wir alle sehr dankbar sind.

Schw. M. Regina war ein offener und ehrlicher Mensch. Sie sagte frei heraus ihre Meinung, und man wusste bei ihr immer, „wo man dran war“ – wie man so schön sagt. Geprägt durch ihre Erfahrungen in Bigge und in den weiteren Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, setzte sie sich stets gerne für die Menschen mit Behinderungen ein. Sie müssen in besonderer Weise ihr Herz berührt haben. Sie war ein froher Mensch, der gerne alle Feste feierte und sehr gut und voller Begeisterung sang. Zu vielen Freunden und Bekannten pflegte sie den Kontakt und natürlich auch zu ihrer Familie. In ihrer Zeit in Heppenschwand im Schwarzwald kamen die Verwandten regelmäßig dort zu Besuch und verbrachten gerne die Zeit mit ihr. Als Schw. M. Regina, die sich liebevoll für die Menschen mit Behinderungen eingesetzt hatte, ihre eigene Schwäche und Gebrechlichkeit erfahren musste, wechselte sie im August 2010 nach St. Clara. Ihre Erkrankung und ihre Sehschwäche waren für sie eine große Belastung. Doch sie genoss es, wenn ihr jemand die neuesten Informationen aus aller Welt oder aus unserer Gemeinschaft mitteilte oder vorlas. So kam u. a. Schw. M. Ambrosia regelmäßig zu ihr und berichtete ihr das Neueste oder las es ihr vor. Ich denke, hier kann man von einer gelebten freundschaftlichen Treue sprechen.

Schw. M. Regina hat in ihrem Leben die Erfahrung des Tragens und des Getragen-Werdens in Gemeinschaft gemacht, und ganz bestimmt des Getragen-Werdens von Gott,

denn

„Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,

der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.“

Schw. M. Birgit Henning

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