Wir beten dich an, Heiligster Herr Jesus Christus, hier und in allen Kirchen in der ganzen Welt und wir preisen dich, denn durch dein Hl. Kreuz hast du die Welt erlöst. Testament des Hl. Franziskus |
Wir laden jede Schwester ein, die Anbetung bewusst in die eigene Spiritualität und die der Kommunität zu integrieren – als Teilnahme an der Ewigen Anbetung der Kongregation. (Richtungsaussage des Generalkapitels 2009)
Spiritueller Austausch innerhalb der Kongregation zum Thema Anbetung
Anbeten war für Franziskus ein beständiges Empfangen und Geben. Überall, an jedem Ort, zu jeder Stunde… (NbReg23, 11) wurde er der liebenden und erlösenden Gegenwart Gottes in allen Geschöpfen, in der Eucharistie, im Wort der Schrift und im Antlitz eines jeden Menschen ansichtig. Überall lud ihn diese lebendige Gegenwart zum Lobpreis und zur konkreten Nachahmung im Alltag ein. Anbetung wurde zum Zentrum seines Lebens und nichts war davon ausgenommen, selbst wenn es die entstellte Gestalt eines Aussätzigen annahm. Wie Gott aus Liebe nicht nur den Schrei der Menschen hörte, nicht nur Propheten schickte, sondern selbst Menschengestalt annahm, um Gottes unendliche Liebe sichtbar zu machen, so wollte Franziskus Gott in der Welt gegenwärtig machen. Er vereinigte sich so sehr mit der Liebe Christi, dass es ihn unter die Ärmsten führte(vgl. NbReg 9,2), ihn zum Brot für andere werden ließ und ihn im Mitleiden zum Bruder aller machte.
Anbeten war für Mutter M. Clara nicht nur das Hingezogen sein und der lebendige Austausch mit ihrem Geliebten im Empfang und Anblick der Hostie, sondern auch das Ausgesandt sein zu den verlassenen Kindern und hilfsbedürftigen Kranken. Dies wird deutlich, wenn Mutter M. Clara in den Gründungskonstitutionen überraschenderweise die Liebeswerke im Kapitel über die Anbetung behandelt (Gründungskonstitutionen Nr. 52). Anbeten war die Quelle ihrer Inspiration im Verharren, im Handeln und im mutig zu Neuem aufbrechen. Sie war das Atemholen ihrer Seele, ob im erholsamen Verweilen vor der Monstranz, im einfühlsamen Gespräch mit ihren Mitschwestern oder im Angerührt sein von Menschen in Not. Mutter M. Claras Leben wurde durch die Anbetung angeregt und ging in jede Faser ihres Wesens ein. So wurde sie Christus in der Hingabe an den Vater gleich, besonders in der Zeit ihrer Verbannung von der Gemeinschaft und ihrem Verlassen sein.
Würden wir den hl. Franziskus und Mutter M. Clara jetzt noch selbst zu Wort kommen lassen, hätten sie uns zur Anbetung wahrscheinlich noch Vieles zu sagen oder sie würden uns einladen, vor dem Geheimnis schweigend niederzuknien. (Sr. M. Magdalena Schmitz)
Sr. Mary Ellen McAleese schrieb uns folgende Meditation:
Es gibt einen tiefen Ort in mir, an dem ich die traditionelle Form der Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten wertschätze, und immer wenn die Zeit es mir erlaubt, suche ich dort seine Gegenwart.
Diese Zeiten führen mich zu einem immer tieferen Verstehen, und bringen mich zu einem Leben GELEBTER ANBETUNG, das mich im Jetzt - Augenblick leben lässt. Dabei geschieht so etwas wie:
Wenn ich GEGENWÄRTIG bin in der GEGENWART …
Dann bin ich GEGENWÄRTIG für die GEGENWART …
Und ich werde GEGENWÄRTIG als eine GEGENWART…
Dies ist EWIGE ANBETUNG…
Diese Praxis fand ich bestätigt in den Worten Mutter M. Claras in unseren Gründungskonstitutionen S.71-72: „Die ewige Anbetung ist der Lebensodem, den der Leib Jesu Christi, die Kirche, in seinen Gliedern ohne Aufhören aus- und einatmen soll.“ Und „Die Nachahmung fordert Früchte und soll daher die Andacht zum hl. Sakrament die Schwestern in das Gebiet des praktischen Lebens versetzen, indem sie überhaupt und besonders nach Verrichtung ihrer Anbetung mit um so größerer Liebe und hl. Eifer sich der Liebeswerke befleißigen.“
In Auszügen aus der Betrachtung von Sr. Georgene Wilson heißt es:
Im Mysterium der Menschwerdung nahm die Liebe Gottes in Jesus Christus Fleisch und Blut an, um uns zu zeigen, wie wir vereint mit Gott leben, in Beziehung sein und sterben sollen. Gott versprach uns seine stete Gegenwart in Christus und in allen Kreaturen. So wollten der hl. Franziskus und die hl. Klara durch ihre Lebensform Christus beständig gegenwärtig machen. Dieses Geheimnis Christi lebt unter uns wurde zum Sakrament der Eucharistie. Wir glauben, dass wir beim Empfang des Hl. Sakramentes lebendige Gegenwart Christi in unserem Sein und in unserer Zeit werden. So bauen wir mit am Reich der Liebe Gottes, seiner Gegenwart und Leidenschaft, sowie seines Mitleidens mit allen Kreaturen.
Dies glaubte unsere Gründerin Mutter M. Clara mit ihren Schwestern, und sie wünschte sich, es auch in ihr Leben umzusetzen. Es ist die immerwährende Präsenz Christi als „Licht in aller Finsternis“. Ein Weg, ihr Anliegen in den Herzen der Schwestern zu verankern war, dass sie das Charisma und den Dienst der Schwestern in der Ewigen Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes verwurzelte.
Zurzeit Mutter M. Claras war der Empfang des Hl. Sakramentes leider normalerweise begrenzt. Er war nur für die Feiern wichtiger kirchlicher Festtage erlaubt, so dass eine Anzahl von Ordensfesten für die Kongregation eingeführt wurde. In dieser Zeit gab es nur eine Weise des ständigen Kommunionempfanges. Es geschah durch die „Augenkommunion“, die Einverleibung durch Anblicken der göttlichen Gegenwart in der Monstranz. Mutter M. Clara wünschte die fortwährende Präsenz Christi für ihre Schwestern. Sie glaubte, dass diese spirituelle Praxis sie mit der Liebe Gottes, der Weisheit des Sohnes und dem Mut des Hl. Geistes nähren und unterstützen würde. Durch die Eucharistische Anbetung des Allerheiligsten würden sie und ihre Schwestern die nötigen Gnaden der Unterscheidung empfangen, um zu wissen, wem und wie sie den Menschen ihrer Zeit und allen Kreaturen auf der Erde dienen sollten.
Im heutigen Weisheitsreichtum der Kirche, anders als zu Beginn, stehen uns viele Wege des Praktizierens der Ewigen Anbetung offen. Wir können vor der liebenden Gegenwart im Allerheiligsten sitzen und darüber meditieren, was Christus von uns wünscht, und wie wir das Reich Gottes aufbauen können. Wir können ewig anbeten, indem wir das in allem Lebenden gegenwärtige Licht Christi in unserem persönlichen und sozialen Leben segnen und daraus Segen für andere schöpfen. Wir können anbeten, indem wir in das Herz jeder Person und Kreatur, der wir begegnen, hineinblicken und darin die Gegenwart Christi erkennen. Mit Mutter M. Clara bete ich darum, dass wir unserem Charisma der Ewigen Anbetung auf den vielen Wegen, die Gott weiterhin unter uns gestaltet, treu bleiben.
(Auszüge aus einer Betrachtung von Sr. Georgene Wilson)