Verstorbene
Schwester M. Giselind
Zum Heimgang von Schw. M. Giselind Walczok
„Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer.“ Joh 21,4a
Ja, am frühen Morgen des 30. Dezember stand Jesus da und nahm S. M. Giselind in Liebe auf, erlöste sie von ihrem kurzen und heftigen Leiden. Für sie selbst und uns alle kam dieser endgültige Abschied zu schnell. Still und unauffällig, wie es ihre Art war, wie sie lebte und wirkte, wohl von früher Jugend an, so ging sie von uns. S. M. Giselind stand nicht gerne im Mittelpunkt. Als sie vor nicht einmal einer Woche vor ihrem Tod die Wahrheit hören musste, wie es um sie steht, sagte sie zu mir, aber nicht, dass du große Worte um mich machen wirst. Dem Arzt, der ihr behutsam diese Realität eröffnete, sagte sie ruhig, dass sie bereit sei, den Tod anzunehmen. Das war S. M. Giselind.
S. M. Giselind wurde am 20. September 1941 in Winterfeld, Oberschlesien, als Tochter der Eheleute Marie und August Walczok geboren. Mit zwei jüngeren Brüdern wuchs sie auf und besuchte von 1948 – 1955 die Volkschule. Ein Jahr arbeitete sie im elterlichen Haus, dann nahm sie 6 Monate an einem Schneiderlehrgang teil. Von 1957 bis 1958 arbeitete sie in einem Sägewerk. Da ihre Eltern als Deutschstämmige entschieden waren, nach Deutschland umzusiedeln, kam sie mit der Familie im August 1958 in die Bundesrepublik. Vom Lager Friedland ging es zum Lager Emden. Hier kam sie nach drei Monaten, auf Initiative der Caritas, für neun Monate in eine Förderschule in Königswinter, die von Ordensschwestern geführt wurde. Gerne sprach S. M. Giselind von dieser Zeit, in der sie mit anderen jungen Frauen gelernt, Ausflüge und andere Aktivitäten unternommen hat. Mit einer der Ordensschwestern stand sie bis vor wenigen Jahren in Verbindung. Da die Familie jedoch auf jedwede finanzielle Unterstützung angewiesen war, musste sie diese Schule leider frühzeitig beenden und nahm eine Tätigkeit in einer Fabrik auf. Nach dieser Zeit der Übergangslager wurde der Familie eine kleine Wohnung in Letmathe zugewiesen. Ab diesem Zeitpunkt arbeitet Rosemarie in der Küche des Letmather Krankenhauses. Hier lernte sie unsere Schwestern kennen und hier reifte wohl endgültig ihr Wunsch, unserer Gemeinschaft beizutreten. Im Zeugnis des Krankenhauses ist prägnant festgehalten, was über ihrem ganzen Leben stehen könnte: „Fräulein Rosemarie ist ein tief religiöser Mensch, überaus gewissenhaft, fleißig und bescheiden.“
Im Oktober 1962 bittet sie um die Aufnahme in unsere Gemeinschaft, die ihr am 28. Februar 1963 gewährt wurde. Am 19. November 1963 wird sie in das Noviziat aufgenommen und erhält den Namen, Schwester M. Giselind vom Heiligen Geist. Am 19. November 1965 legte sie ihre erste Zeitliche Profess ab, am 19. November 1972 ihre Ewige Profess. In der Zeit ihrer Ordensausbildung übernimmt sie zwei Jahre den Dienst im Refektor der Schwesternkommunität im Marienkrankenhaus Lippspringe, es folgen drei Jahre in Castrop Rauxel, drei Jahre im Mutterhaus, wo sie u.a. an einem Kurs in Maria Laach teilnahm und das Gestalten von Blumenschmuck in Kapelle und Haus erlernte. Anfang Dezember 1974 erhält S. M. Giselind ihren Einsatz im Altenheim Maria-Hilf in Marialinden, wo sie 46 Jahre ihr Zuhause fand. Über viele Jahre bestand ihre Hauptaufgabe in der Sorge für ca. 50 Bewohner/innen im Speisesaal. Mit viel Liebe und persönlichem Einsatz verrichtete sie diesen Dienst, umsorgte ebenso gut die Geistlichen des Hauses und alle Gäste. Mit Vorliebe gestaltete sie den Blumenschmuck in Kapelle und Haus, aber auch die Parkanlage. Sie kreierte wunderschöne Blumenbeete, die Bewohner und Mitarbeiterinnen erfreuen sollten, auch die Schwesterngräber in Marialinden oblagen ihrer Sorge. Als nach Jahren die Zahl der Bewohner/innen abnahm, die in den Speisesaal zum Essen kommen konnten, half S. M. Giselind zusätzlich in der Wäscherei. Mit dem Start zum großen Umbau des Hauses im Jahr 1999, wurde der Speisesaal geschlossen. Der vollständige Umbau des Hauses im laufenden Betrieb, erforderte einen enormen Einsatz. Vor allem die täglichen Reinigungsarbeiten zu später Stunde, nachdem die Handwerker Feierabend hatten, waren kräfteraubend. Während dieser schwierigen Umbauphase entstanden besondere Gruppenangebote für Bewohner. Neben Schmutz und Baulärm bedurfte es einer Abwechslung. Die gemütliche Runde wurde eingeführt und war gleich sehr beliebt und ist es bis heute. Ab 2005 übernahm S. Giselind den Refektordienst für die Schwestern und die Sorge für die verbleibende Hauswäsche, nachdem man sich insgesamt für eine externe Wäschefirma entschieden hatte. Viele Jahre war S. M. Giselind Assistentin der Hausoberin. Sie liebte es in Gemeinschaft zu sein, liebte Feste und Feiern, allem voran den Karneval. 2013 erkrankte S. M. Giselind schwer und musste ein Jahr aussetzen. Als sie 2014 nach Marialinden zurückkehrt, nahm sie die Sorge für die Hauswäsche wieder auf. Was in ihren Kräften stand, das tat sie gut und mit ganzem Herzen.
Ihr Fortgang am 12.11.2020, gemeinsam mit S. M. Robertis, war auf Grund des Ausbruchs der Corona-Infektion im Haus sehr plötzlich. Ihr offizieller Abschied nach rund 46 Jahren Dienst in Marialinden war später eingebunden in die Verabschiedung der Schwestern aus Marialinden am 9. Juni 2021. Dieses Ereignis nahm sie dankend wahr und freute sich sehr, ihren alten Arbeitsbereich und die Mitarbeiterinnen nach so langer Zeit wiederzusehen.
Uns bleibt, S. M. Giselind von Herzen zu danken. Ihr Leben und Wirken, ihr Dienst in unserer Gemeinschaft und für die ihr anvertrauten Menschen von früh bis spät war stets mit Liebe und Fleiß getan. Still, bescheiden und umsichtig wirkte sie im Hintergrund.
„Ja, als es Morgen wurde, stand Jesus selbst am Ufer...“
S. M. Angela Benoit