„Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr,  
und unruhig ist unser Herz,  
bis es Ruhe findet in dir.“    
  Hl. Augustinus
Dankbar für all ihre Liebe und Sorge
nehmen wir Abschied von
unserer Mitschwester
 
 

Sr Adelheid

 

 

 

 

Schwester M. Adelheid

vom hl. Herzen Mariä
geb. Adelheid Maria Gorke
die heimgerufen wurde ins ewige Leben.
 

 

 

 *13.04.1933 in Hopfenthal, Kreis Oppeln, Schlesien

+27.08.2020 in Paderborn
 
 
 

Zum Heimgang von Schw. M. Adelheid Gorke

 

„Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“  Hl. Augustinus

Diese Gedanken des hl. Augustinus wählten wir für den Totenbrief von Schw. M. Adelheid aus, die am 27. August 2020, dem Fest der hl. Monika, der Mutter des hl. Augustinus, von uns gegangen ist.

Es kam für uns alle so plötzlich und unerwartet und sicher auch für sie selbst. Wenn ihr auch ihr schwacher Gesundheitszustand sehr bewusst und klar war, so rechnete sie nicht jetzt mit ihrem Tod.

„Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr…“ Dieses Ziel, den Herrn, hat Schw. M. Adelheid nun erreicht.

Schw. M. Adelheid wurde am 13. April 1933 als drittes von sieben Kindern, fünf Jungen und zwei Mädchen, in Hopfental, Kreis Oppeln, Schlesien, in eine Bauernfamilie hinein geboren. Hier verbrachte sie eine frohe und sorglose Kindheit - bis zu ihrer Vertreibung aus der Heimat im Januar 1945. So musste sie als 11-, fast 12-Jährige ihre vertraute Umgebung verlassen. Wie diese schweren Erfahrungen der Vertreibung und der ungewissen Zukunft einen Menschen prägen, können viele von Ihnen hier nachvollziehen.

Schw. Monika Grötz, ihre Cousine, hat die Stationen der Vertreibung und Flucht zusammen-gestellt, die ich nun gerne mit ihnen nochmals teilen möchte:

Januar 1945:               nach Niederschlesien, zu Familie Grötz, Elternhaus der Mutter

Februar 1945:             musste das gesamte Dorf fliehen – ins Sudetenland, jetzt Tschechien

Febr. – März 1945:      verbrachte die Familie in Barackenlagern u. Zügen

dann ½ Jahr:               in einer geräumten Schule

Mai 1945:                    Kriegsende

nach Kriegsende:        ca ½ Jahr in einem KZ in Pilsen – nur Flüchtlinge und Vertriebene,

                                    überwiegend alte Menschen und Mütter mit Kindern

Sommer 1946:             nach Bad Köstritz, Thüringen dort Adressen erhalten von Verwandten, die    im Westen waren

Oktober 1946:             nach Hagstedt, Kreis Vechta, wo der Vater und ein Bruder bereits waren.

                                    Die Familie kam wieder zusammen.
                                    Die Fluchtzeit war geprägt von viel Ungeziefer,
                                    großem Hunger und Entbehrungen.

 

Wie ich weiter dem Lebenslauf von Schw. M. Adelheid entnehmen konnte, arbeitete sie nach ihrer Schulentlassung im April 1947 zunächst vier Jahre in einem Haushalt. Als die Mutter erkrankte, übernahm sie für ein Jahr die anstehenden Arbeiten in der Familie. Nachdem sie anschließend noch zwei Jahre in einem Geschäftshaushalt tätig war, fand sie im Mai 1955 eine Beschäftigung auf der Privatstation im Marien-Hospital in Schwerte. In der Begegnung mit den Schwestern reifte in ihr der Wunsch, in unsere Ordensgemein-schaft einzutreten. So trat sie am 7. August 1956 in unsere Gemeinschaft ein. Am 19. Mai 1957 wurde sie eingekleidet und erhielt den Namen Schw. M. Gilbertis mit dem Titel: vom hl. Herzen Mariä. Als für alle Schwestern die Möglichkeit bestand, ihren Mädchennamen anzunehmen, machte auch sie davon Gebrauch: Schw. M. Adelheid. Ihre ewige Profess legte sie am 19. Mai 1964 ab.

Nach zweijähriger Ausbildung im St. Josefs-Krankenhaus Salzkotten schloss sie im März 1960 mit gutem Erfolg ihre Krankenpflegeausbildung ab. Im Jahr darauf wurde sie in der Krankenpflege in Twistringen eingesetzt und im Mai 1966 in Schwerte. Doch schon bald musste sie wegen einer schweren Tuberkulose Schwerte verlassen und wurde stationär in Bad Lippspringe aufgenommen. Erst nach einem Jahr konnte sie ihren Dienst in Schwerte wieder aufnehmen. Es folgten weitere Stationen wie Letmathe und 1978 nochmals Salzkotten. Von 1993 bis 2001 übernahm sie die Bibliothek in Schwerte. 11 Jahre, von 2001 bis 2012, war Schw. M. Adelheid Oberin in der Fachklinik St. Vitus in Visbek. Danach übernahm sie bis 2018 die Kommunitätsleitung im Liboriushaus. Im Rahmen der dortigen Kommunitätsauflösung kam sie am 05.03.2018 ins Mutterhaus. Schw. M. Adelheid absolvierte mit Freude und Wissensdrang zahlreiche berufsbegleitende Fort- und Weiterbildungen u. a. als Stationsleitung. Auch an pastoralen Kursen und Fortbildungsveranstaltungen für ihre Tätigkeit in der Bibliothek nahm sie teil. Schw. M. Adelheid liebte den Umgang mit den Menschen an allen Orten und in allen Bereichen, wo sie eingesetzt war und pflegte einige Beziehungen bis heute. Auch zu ihren Angehörigen bestand und besteht eine enge Verbindung. Gerne luden sie Heidel, wie sie sie in der Familie nennen, zu sich ein. Und sie freute sich immer ganz besonders auf diese familiären Begegnungen. Die Familienbande waren ihr sehr wichtig. So war es für sie besonders schmerzhaft, als vor einigen Jahren ihre Schwester und zwei Brüder verstarben.

Auch in unserer Gemeinschaft gab und gibt es diese Familienbande. Mit ihren beiden Cousinen Schw. M. Waltraud Mittmann und Schw. M. Monika Grötz wurde so manches Treffen, Unternehmungen oder Urlaube organisiert. Eine weitere Cousine, Johanna, eine Ordensschwester, die als Missionarin der Kongregation vom armen Kinde Jesu in Peru wirkt, war ebenfalls hin und wieder beim sogenannten „Cousinentreffen“ dabei, wenn sie gerade im Heimaturlaub war. Auch zu ihr hielt Schw. M. Adelheid guten Kontakt.

Ich persönlich erinnere mich gerne an Schw. M. Adelheid’s strahlendes Gesicht, wenn sie Musik hörte. Am liebsten hätte sie dann dazu getanzt – so sagte sie es selbst oft: Wir sollten mal öfter tanzen… Ja, sie liebte die Musik sehr, besonders klassische Musik aus Oper und Operette. Doch sie hat nicht nur Musik gehört. Sie sang auch selbst sehr gerne, begabt mit einer guten Stimme. Ebenso konnten in der Natur die hohen Berge sie beeindrucken und begeistern. Dann geriet sie schon mal ins Schwärmen. Darin hat sie sich eine gewisse Unbeschwertheit bewahrt – trotz der schmerzhaften Kriegserfahrungen in Kindheit und Jugend.

Nun ist sie mit allem ganz geborgen in Gott, denn

„Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr,
und unruhig ist unser Herz,
bis es Ruhe findet in dir.“              Hl. Augustinus
 

Schw. M. Birgit Henning

 

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