"Herr wende Dich mir zu und errette mich ,
in Deiner Huld bring mir Hilfe!"
Pslam 6,5
 

Im Vertrauen und gestärkt durch das Sakrament der Krankensalbung entschlief unsere geliebte Mitschwester, Schwägerin und Tante in der Liebe Christi.

 

 

zr Theodosia
 
 
 
 
Schwester Theodosia
Allegonda Theresia van Loenen
Franziskanerin von Aerdenhout
 
 
Geboren am 29. Oktober 1934 in Schipluiden.
Verstorben am 5. August 2020 in Aerdenhout.
Sie diente 66 Jahre als Schwester in unserer Kongregation.
 
 
 
 
 

Zur Verabschiedung von Sr. Theodosia, 10. August 2020

In Stille und Trauer, aber auch in tiefer Dankbarkeit sind wir heute Morgen zusammengekommen, um von Schwester Theodosia Abschied zu nehmen, die letzten Mittwochnachmittag sanft entschlafen ist. Herzlich begrüßen wir die hier und durch die Videoübertragung anwesende Mitschwestern, Mitarbeiter, und Angehörigen von Sr. Theodosia. Viele andere werden in dieser Stunde in Gedanken und im Herzen mit uns sein, da sie leider aus Gründen der Korona-Schutzmaßnahmen nicht kommen konnten. Es tut weh, Freunden und Kollegen ein 'Nein' schreiben zu müssen.

Besonders für Schwester Theodosia war es wichtig, dazuzugehören und nicht außen vor zu bleiben. Ihr Lebensmotto war: "Ich will keine Insel in einem Meer von Menschen sein".

Heute ist es das letzte Mal, dass wir diese besondere Frau in unserer Mitte haben. Inmitten der Gemeinschaft, die ihr sehr am Herzen lag und in die sie im Alter von 14 Jahren in die St. Ursula-Stiftung eintrat. Wir werden Lieder singen und Geschichten hören, die sie größtenteils selbst gelehrt hat. Auf diese Weise werden wir ihrer gedenken, ihr danken und sie dem Schöpfer übergeben, von dem alles Leben ausgeht und zu dem es zurückkehrt.

Aber zuerst wollen wir ein Licht um sie herum anzünden und aufleuchten lassen. Denn wir glauben, dass Sr. Theodosia jetzt im Licht Gottes wohnt. Sr. Jeannette, Sr. Trees, Sr. Simone, Kusine Mariette, Freundin Els und Kusine Gerda, darf ich Sie dazu einladen?

2. Lesung aus dem Buch Genesis 32; 23-29

Die Geschichte, die wir gerade gehört haben, ist bekannt als "Jakobs Kampf am Jabbok". Den Erzvater Jakob kennen Sie alle, den Jabbok vielleicht nicht. Der Jabbok ist ein Fluss und jeder Fluss ist eine Grenze, ein Übergang zwischen alt und neu, hier und dort. Sie verstehen, dass es in dieser Geschichte nicht um eine Vergnügungsreise, um eine Fährüberfahrt an einem heißen Sommertag geht. Die Überquerung, mit der Jakob von einem Ufer zum anderen gelangen will, ist eine symbolische Überquerung. Er hatte etwas, mit dem er sich arrangieren musste. Er wollte vieles in seinem Leben anders machen, aber zuerst musste er das alte akzeptieren und tun. So kämpfte er mit einem Engel, mit dem Gesandten Gottes.

Schwester Theodosia hatte auch ihre Kämpfe im Leben. Was wollte sie?

Sr. Theodosia war ein bemerkenswerter, kämpferischer und freimütiger Mensch. Sie verstand sich einzubringen und sagte bei jeder Bitte JA. Mit großem Engagement war sie allen Menschen zu Diensten, vor allem aber denen, die in den Krankenhäusern in Haarlem und IJmuiden oder in Indonesien, krank oder verwaist waren oder die sich im Hospiz auf die letzte Überfahrt vorbereiteten. Gon, wie Sr. Theodosia oft genannt wurde, war da, sie sah die Not und wusste, wie sie mit ihren phantasievollen Geschichten Fröhlichkeit in die Welt bringen konnte. So erinnern sich ihre Mitschwestern an viele schöne Momente mit ihr.

Einer der Kämpfe von Schwester Theodosia war der Kampf mit Gott. Gott war für sie der Gute Hirte, ihr Licht und ihr Fels. Und doch stand dieses Vertrauensverhältnis oft unter einem Druck, dieses männliche Gottesbild, dieser Retter von allem und jedem, während so viel Ungerechtigkeit blieb. Es gab eine Zeit, in der sie erklärte, deshalb habe sie Gott verlassen. Maria durfte bleiben. Bei Maria konnte sie ihre Sorgen ablegen und auf gleicher Augenhöhe mit ihr sprechen. Genauso wie bei der Statue der heiligen Agnes im Garten, nach der sie oft Ausschau hielt. Und erst vor ein paar Wochen, in diesen schwierigen letzten Monaten, als nichts mehr so war, wie es schien, sagte sie, dass Gott nicht in ihr sei und sie nicht in Gott sei. Wir sprechen hier über ihr Ringen.

Die Krankensalbung vor drei Wochen wurde ihr Jabbok. Dort endete schließlich ihr Kampf. Sie sehnte sich nach dem Segen, um einen Schlussstrich unter all die Kämpfe zu ziehen, die sie in diesem Leben gekämpft hatte. Um Frieden zu schließen mit dem, was das Leben ihr zugemutet hatte, zu akzeptieren, dass sie Theodosia war und immer noch Gon genannt wurde - später jedoch bewusst zu ihrem klösterlichen Namen Theodosia zurückkehrte. Die Krankensalbung war ein wahres Geschenk des Himmels. So wurde sie gesegnet. Und dann wurde es allmählich still um sie, immer ruhiger. Sr. Theodosia war bereit für die große Überfahrt. Sie konnte alles zurücklassen und in Frieden hinübergehen.

Rembrandt hat ein Gemälde von Jakobs Kampf mit dem Engel gemalt, die Arme eng umeinander geschlungen. Es sieht so aus, als würde Jakob fallen, doch gleichzeitig liegt er in den Armen des Engels. Der Engel fängt ihn auf. Eigentlich kann man nicht sagen, ob es ein Kampf oder ein Segen ist. Rembrandt verbindet Jakob und den Engel, den Kampf und den Segen. Will Rembrandt damit sagen, dass wir Gesegnete sind, gerade wenn wir ringen? Dass Gott nahe ist, gerade wenn wir kämpfen? Auch wenn wir das selbst nicht wissen? Dass wir in guten und in schlechten Zeiten gesegnet sind?

Jede von uns hat ihren eigenen Kampf am Jabbok zu bestehen. Das ist kein Kampf, um zu gewinnen, sondern vielmehr um mit uns selbst zu leben. Mit unseren Stärken und Schwächen. Manchmal ein lebenslanger Kampf, manchmal ein kurzer Kampf, um ganz die Person zu werden, zu der wir berufen sind. Ein Bild und Gleichnis von dem Einen, der die Liebe ist, der jeden von uns immer wieder segnet. Schwester Theodosia, Gon, hat es erlebt. Sie ist jetzt sicher auf der anderen Seite des Ufers, mit Gott vereint. Amen.

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